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1. Geschichte der Neuzeit - S. 40

1887 - Wiesbaden : Kunze
40 Erste Periode der Neuzeit. ließ, machten sie allenthalben beliebt und erhoben sie zu Ratgebern der Fürsten, zu Lehrern an Universitäten, zu Erziehern fürstlicher Söhne. Auch in die bürgerlichen Verhältnisse drängten sie sich allmählich ein, und es gab nicht leicht eine Schwierigkeit, welche ihnen zu überwinden mißlungen wäre, da sie sich unablässig bemühten, allen alles zu sein. In der Bekehrung der Ketzer und Ungläubigen bewiesen sie eine staunenswerte Thätigkeit. Loyola zählte 1540 nur 10 Glieder, im 18. Jahrhundert umfaßte der Orden 22 600 Mitglieder. In vier Weltteilen waren die Jesuiten thätig, die römische Kirche zu befestigen und zu verbreitert oder die evangelische Lehre zu unterdrücken, und unermeßliche Reichtümer, die sie teils freiwilligen Geschenken und Vermächtnissen, teils dem Handel indischer und amerikanischer Missionare verdankten, standen ihnen zu Gebote; denn obwohl eine Ordensregel verbot, irdische Schätze zu besitzen, so wehten doch die Flaggen ihrer Handelsschiffe auf allen Meeren. In den Wildnissen von P a-raguay in Südamerika gründeten sie sogar eine völlig unabhängige Besitzung unter der Form einer Republik, legten Dörfer und Städte an und besetzten und verwalteten alle Staatsämter, bis sie 1767 das Land verlassen mußten. Manche Lehre der Jesuiten erregte großen Anstoß, insbesondere der Grundsatz, daß der Zweck die Mittel heilige. Man beschuldigte sie der Herrschsucht, der Aufwiegelung, der Beförderung des Meineides, des Königsmordes, der Anstiftung von Krieg und Blutvergießen rc. und vertrieb sie im 18. Jahrhundert aus Portugal, Spanien, Frankreich, Italien und Deutschland. Der dritte Ordensgeneral, Franz von Borgia, äußerte jedoch schon: „Wie Lämmer haben wir uns eingeschlichen, wie Wölfe werden wir regieren, wie Hunde wird man uns vertreiben, aber wie Adler werden wir uns verjüngen." 11. Der schmalkaldische Krieg. Luthers Tod. Kaiser Karl V. hoffte noch immer aus eine Beseitigung der kirchlichen Spaltung und veranstaltete Religionsgespräche zu Leipzig, Speier, Hagenau, Worms und zu Regensburg (1541). Da aber keine Vereinigung erreicht wurde, so gewährte der Kaiser die Fortdauer des Religionsfriedens von 1532 bis zu einem allgemeinen Konzil. Von allen deutschen Fürsten katholischer Religion verfolgte Herzog Heinrich vonbraunfchweig-Wolfenbüttel die Anhänger der evangelischen Lehre am bittersten. Als er die Städte Goslar und

2. Geschichte der Neuzeit - S. 66

1887 - Wiesbaden : Kunze
66 Erste Periode der Neuzeit. die vertriebenen Niederländer, welche ohne festen Wohnsitz mit ihren Kaperschiffen umherschwärmten und den Spaniern großen Schaden zufügten. Sie bemächtigten sich der Seestädte Briel und Vließingen und betrachteten den Prinzen von Oranien als ihr Haupt, welchem bald darauf die meisten Städte Hollands und Seelands ihre Thore öffneten, als er mit einem Heere aus Deutschland anlangte. Jetzt sah der finstere Herzog Alba ein, daß er den Auf- stand nicht bewältigen konnte, und bat 1573 um seine Entlassung, welche ihm Philipp sogleich gewährte. Sein Nachfolger in der Statthalterschaft, Don Requesens, war entschieden milder und gemäßigter und verkündete Amnestie, hob Albas Blutrat auf, welcher 18 000 Menschen zum Tode geführt hatte, und hoffte, den Frieden im Lande wieder herzustellen. Da er aber die Rückkehr der Reformierten zur katholischen Kirche verlangte, dauerte der Krieg fort. Das Glück neigte sich bald auf die eine, bald auf die andere Seite. Bewundernswert war die Tapferkeit und Ausdauer der Städte Harlem und Leyden. Das schlecht befestigte Harlem verteidigte sich sieben Monate lang. 300 Frauen, in Kompagnien abgeteilt, kämpften unter Anführung einer Witwe an der Seite ihrer Männer. Vom Hunger besiegt, mußten sich die Bewohner endlich ergeben; ein großer Teil wurde auf den Befehl von Albas Sohn Friedrich enthauptet. Von den Spaniern eng eingeschlossen, litten die Bürger von Leyden bald den peinigendsten Hunger, aber der Bürgermeister van der Werf weigerte sich, die Stadt zu übergeben. Die Geusen durchstachen die Dämme, und ein günstiger Sturm trieb das Wasser bis zu den Schanzen der Spanier und den Mauern der Stadt. Die Flotte der Geusen brachte den hungrigen Bürgern Lebensrnittel, während die Spanier 1574 abziehen mußten. In Anerkennung des bewiesenen Heldenmuts und der ungeheuern Opfer, die Leyden damals gebracht, boten die holländischen Stände der Stadt Zollfreiheit auf mehrere Jahre oder Stiftung einer Universität an. Die Bürger zogen die Stiftung der Universität vor, und 1575 ward sie eröffnet. Gleichzeitig ordneten die Reformierten in einer Synode zu Dordrecht 1574 ihre religiösen Angelegenheiten und entwarfen ein eigenes Glaubensbekenntnis. Im Jahre 1576 starb unerwartet Requesens. Die spanischen Soldaten, denen man längere Zeit den Sold schuldete, überfielen nun wie Räuber Städte und Dörfer und plünderten namentlich Mastricht und Antwerpen aufs grausamste aus. Die Provinzen Brabant, Flandern, Artois und Hennegau vereinigten sich darauf

3. Geschichte der Neuzeit - S. 74

1887 - Wiesbaden : Kunze
74 Erste Periode der Neuzeit. noch den Verlust der letzten englischen Besitzung in Frankreich, der Stadt Calais, im Kriege Philipps Ii. mit Heinrich Ii. hatte erleben müssen. Elisabeth (1558 —1603). Auf Maria folgte ihre Schwester Elisabeth, Anna Boleyns Tochter, in ihrem 25. Jahre. Sie hatte eine freudenlose Jugend verlebt und war von ihrem Vater verstoßen und vernachlässigt worden, so daß ihre Erzieherin dem Lord Cromwell schreiben mußte, die Prinzessin habe weder Mantel noch Wamms noch Unterkleid, weder Rock noch Deckbett. Später schenkte man ihr mehr Sorgfalt, und ihre geistigen Anlagen wurden vortrefflich entwickelt und ausgebildet. Außer ihrer Muttersprache verstand sie Deutsch, Lateinisch und Griechisch ganz vollkommen, hatte die Geschichte ihres Vaterlandes genau kennen gelernt und ihre Religionskenntnis aus der Bibel und den Schriften Melanchthons geschöpft. Ursprünglich edel und großmütig, ward sie durch die Verhältnisse später hart und grausam. Sie war eitel und hörte es gern, wenn man ihrer Gestalt, ihren Augen und Händen, ihrer Beredsamkeit und ihrem Mute Lob spendete. Ist sie schon in ihrer Jugend nicht schön gewesen, so muß sie im Alter einen noch unangenehmeren Eindruck gemacht haben. Man sprach von schwarzen Zähnen, schiefem Rückgrat, falschem, rotblondem Haar, großer Magerkeit, einer langen, scharfgezeichneten Nase und gelber Gesichtsfarbe. Als Maria starb, welche gegen Elisabeth stets feindlich gesinnt gewesen war, rief das versammelte Parlament freudig aus: „Gott erhalte die Königin Elisabeth! Möge sie lange und glücklich regieren!" Elisabeth eilte nach London und wurde allenthalben mit großem Jubel empfangen. Da sie sich nicht für die römische Kirche erklärte, so belegte sie der Papst mit dem Banne und schenkte England seinem Liebling, Philipp Ii. von Spanien. Allein Elisabeth ließ sich dadurch in ihrem Streben nicht irre machen, berief ein vorwiegend protestantisches Parlament und erklärte sich für das Oberhaupt der englischen Kirche. In der Durchführung der Reformation war sie sehr vorsichtig, indem sie aus der katholischen Kirche viele äußere Gebräuche, die bischöfliche Verfassung und Rangordnung der Geistlichkeit, den Satz von der apostolischen Bischofsfolge und von dem mit der Bischofswürde verbundenen Ordinationsrecht beibehielt, in dem Glaubensbekenntnisse aber, welches in 39 Artikeln festgestellt wurde und mit den von Cranmer entworfenen 42 Artikeln übereinstimmte, teils der reformierten, teils der lutherischen Lehre sich anschloß. Auch ein allgemeines G e-

4. Geschichte der Neuzeit - S. 30

1887 - Wiesbaden : Kunze
30 Erste Periode der Neuzeit, er sich dem Studium des Rechtes zu, bis er für die deutsche Reformation so begeistert wurde, daß er als Verbreiter derselben aufzutreten beschloß. Da er sich in Frankreich nicht sicher mußte, begab er sich nach Basel, wo Zwinglis Freund Ökolampadius die katholische Lehre fast ganz verdrängt hatte. Von hier reiste er nach Italien 1536, mußte aber vor der Inquisition nach Genf fliehen, wo die neue Sehre durch obrigkeitlichen Befehl schon eingeführt war. Calvin ließ sich bewegen zu predigen und erntete großen Beifall. Er schrieb einen kleineren und größeren Katechismus und besuchte die benachbarten reformierten Gemeinden, um sie in ihrer Einrichtung zu unterstützen oder Streitigkeiten zu schlichten. Aussehen erregte seine Sehre von dem unbedingten Ratschlüsse Gottes oder der sogenannten ewigen Gnadenwahl (Prädestination d. H. Vorherbestimmung), wonach Gott nach Willkür einen Teil der Menschen schon von Anbeginn zur Verdammnis, einen andern Teil zur Seligkeit bestimmt hat, eine Sehre, die sich mit Gottes Siebe und Gerechtigkeit, wie mit der Freiheit des Menschen und dem Sittengesetz nicht vereinigen läßt. Calvin und seine Freunde machten sich durch ihre strenge Sittenzucht unter den lebenslustigen Genfern so viel Feinde, daß ein Volksbeschluß 1538 ihre Entfernung aus der Stadt forderte. Deshalb siedelte Calvin nach Straßburg über, wo er sich durch seine allseitige Thätigkeit große Achtung erwarb. Später erhielt seine Partei in Gens wieder die Oberhand und bat dringend, er möge zurückkehren, allein die Straßburger ließen ihn nicht ziehen. Erst 1541 ging er auf einmütiges Bitten des Rates und der Bürgerschaft nach Genf zurück und behielt seitdem den größten Einfluß auf Genfs Kirche und Regierung. Zunächst richtete er in der Kirche die Presbyterial-versassung ein, bei welcher die Gemeinde durch Älteste ihre Angelegenheiten ordnete; daneben bestand noch ein aus zwölf weltlichen und sechs geistlichen Mitgliedern zusammengesetztes Konsistorium, welches ein Sittengericht war. Denn Verbesserung der Sitten hielt er für einen wesentlichen Teil der Reformation, und in feinem Eifer für Reinheit des Sebenswandels kannte er kein Ansehen der Person. Die gleiche Strenge übte er gegen Irrlehren, und er scheute sich nicht, die Todesstrafe der Ketzer zu verteidigen. Ein Spanier, Michael Serveta, hatte ein Buch gegen die Sehre von der Dreieinigkeit geschrieben und sich dadurch viele Feinde zugezogen; ein anderes Werk (1553), welches den Titel Wiederherstellung des Christentums führte, war von demselben Verfasser und erregte solches Aussehen, daß es überall von der Geistlichkeit verboten wurde. Serveta wurde

5. Geschichte der Neuzeit - S. 31

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 2, 9. Ausbreitung der lutherischen Kirche. 31 in Vienne eingekerkert, entsprang aber und erreichte glücklich Genf. Hier ließ ihn die Obrigkeit auf Calvins Antrieb ins Gefängnis werfen. Vergebens bemühte sich Calvin, ihn von seinem Irrtum zu bekehren; da wurde er nach Einholung eines Gutachtens der übrigen reformierten Gemeinden der Schweiz zum Feuertode verurteilt und 1553 verbrannt. Viele Reformierte waren mit diesem Verfahren unzufrieden; der sonst so milde Melanchthon aber schrieb an Calvin, er trete seinem Urteile bei, und die Obrigkeit zu Genf habe recht gehandelt, daß sie diesen Gotteslästerer habe hinrichten lassen. Durch Calvin ward Genf der Hauptsitz der re formierten Lehre. Er brachte es dahin, daß ein Gymnasium errichtet wurde, aus welchem bald eine Universität hervorging. Mit Zwinglis Anhängern in Zürich hatte sich Calvin 1549 so weit vereinigt, daß sie keine getrennte Kirche bilden, sondern unter dem Namen der Reformierten gegenüber den Lutheranern den zweiten Hauptteil der Evangelischen ausmachen wollten. 9. Die Ausbreitung und Befestigung der lutherischen Kirche. Luther und seine Freunde suchten die neue Lehre mehr und mehr ins Leben einzuführen. Wo die Reformation Eingang fand, ward die Messe abgeschafft. Den Geistlichen ward gestattet sich zu verehelichen, die Klöster öffneten sich, Mönche und Nonnen wurden ihrer Gelübde entbunden. Statt der sieben in der katholischen Kirche geltenden Sakramente wurden nur zwei anerkannt und beibehalten, die Taufe und das Abendmahl. Die Verehrung der Heiligen und Reliquien, sowie die Ohrenbeichte wurden aufgehoben. Die neue Lehre, welche in Sachsen, Hessen, in der Pfalz, Mecklenburg, Pommern, Braunschweig, Zweibrücken, Baden, Anhalt, Nassau und in den meisten Reichsstädten Eingang gefunden hatte, ward zuerst in Preußen 1525 förmlich eingeführt. Preußen war bis dahin ein geistlicher Staat, welcher dem deutschen Orden angehörte. Auf Luthers Rat sagte sich der damalige Hochmeister desselben, Albrecht von Brandenburg (§. 12), von der katholischen Kirche los, hob den Orden auf und erklärte mit Bewilligung des Königs von Polen, feines Oberlehnsherrn, das Land für ein erbliches Herzogtum. Luther, welcher 1524 seine Kutte mit einem bürgerlichen Rocke vertauscht und stch mit Katharina von Bora (ß. 7), einer früheren

6. Geschichte der Neuzeit - S. 36

1887 - Wiesbaden : Kunze
36 Erste Periode der Neuzeit. nach Mantua auszuschreiben (1536). Allein da als Zweck desselben die Ausrottung der lutherischen Ketzerei angegeben wurde, so lehnten die Protestanten in gerechtem Unwillen über diese Verurteilung ihrer Glaubenssache ohne richterlichen Entscheid ihre Teilnahme ab und luden ihre Anhänger zu einer neuen Versammlung nach Schmalkalden ein, wo 1537 die förmliche Lossagung vom Papste erfolgte. Die zu diefem Zwecke abgefaßte Schrift Luthers, die sogenannten Schmalkaldener Artikel, bilden mit den beiden Katechismen Luthers, mit der Augsburger Konfession und der Apologie die symbolischen Bücher oder Bekenntnisschriften der lutherischen Kirche. 10. Die Wiedertäufer und die Jesuiten. Zwei Ereignisse jener Tage schienen den Fortgang der Reformation zu gefährden: der Unfug der Wiedertäufer in Münster und die Stiftung des Jesuitenordens durch Ignatius Loyola. Die Wiedertäufer. In der westfälischen Stadt Münster waren seit dem Bauernkriege häufig Unruhen zwischen den Bürgern und dem Bischof vorgekommen; der Prediger Rottmann hatte angefangen, die neue Lehre zu verkündigen. Darum mußte das Domkapitel es geschehen lassen, daß in den sechs Pfarrkirchen die evangelische Predigt gehalten wurde, während die Domkirche dem katholischen Gottesdienste verblieb. Allein bald brachen neue und gefährlichere Unruhen aus. Die Wiedertäufer hatten sich nach ihrer Niederlage in Sachsen in die Niederlande begeben. Von da kamen einzelne 1533 nach Münster. Unter diesen Schwärmern zeichneten sich der Bäcker Johann Matthiesen aus Harlem und der Schneider Johann Bockelson von Leyden aus. Als sie durch ihre Weissagungen das Volk aufregten, wurden sie aus der Stadt gewiesen. Allein sie kehrten zurück, brachten den Prediger Rottmann, den reichen Tuchhändler Knipperdolling und den Bürger Krechting auf ihre Seite und predigten in den Straßen Buße und Wiedertaufe. Durch ihre Reden und Prophezeiungen wurde die Menge bethört; überall standen Propheten auf und verirrte Jungfrauen, welche den Himmel offen und die Engel herabsteigen sahen. Die Weiber tobten in Masse auf den öffentlichen Plätzen umher, jauchzten laut auf, hielten rasende Tänze oder fielen wie tot nieder. Besonders zeichneten sich dabei die Nonnen aus, welche ihre Klöster verlassen hatten. Man gewahrte unter ihnen Jungfrauen

7. Geschichte der Neuzeit - S. 39

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 2, 10. Die Wiedertäufer. 39 Der Zweck des Ordens war der Kampf gegen den Protestantismus und die Geistesfreiheit, welche durch die Reformation geweckt worden war. Die Ketzer sollten in den Schoß der „allein seligmachenden Kirche" zurückgeführt, die Ungläubigen bekehrt werden. Zugleich aber war das Streben des Ordens aus die Beherrschung der Kirche selbst gerichtet. Gut und recht sollte sein, was dem Orden nützte. Alles geschah „zur größeren Ehre Gottes." Seine innere Gliederung erhielt der Orden durch den zweiten General Lainez und den fünften, Aquaviva. Der blindeste Gehorsam herrscht im Orden; das Wort des Generals gilt gleich dem Gebot einer übermenschlichen Macht. Die Persönlichkeit des Einzelnen muß dem Ganzen sich fügen; der Orden verlangt ein gemeinsames Streben, einerlei Rede und kennt keinen Widerspruch, keine Weigerung, kein Markten. Alle Glieder des Ordens sind in vier Klassen eingeteilt. Dem General zur Seite stehen vier Assistenten, unmittelbar unter ihm die Superioren der Provinzen und die Rektoren der Bezirke. Die Beförderung von einer Stufe zur andern ist der Willkür des Generals überlassen; ein Recht auf Beförderung kennt er nicht. Jeder einzelne hat feinen Aufpasser; einer wird durch den andern beobachtet, überwacht und angegeben. Alle acht Tage müssen die jüngeren beichten; sie werden angehalten, auch ihre geheimsten Gedanken zu offenbaren. Alle Glieder des Ordens hängen wie ein unauflöslich ineinander geschlungenes Gewebe zusammen, dessen äußerste Fäden der General in der Hand hält. An ihn gehen aus allen Gegenden der Welt zu bestimmten Zeiten Berichte über die Ordensglieder aller Grade ein. Der Jesuitenorden sucht in alle Verhältnisse des Lebens einzugreifen und der wichtigsten Posten sich zu bemächtigen. Ihre Mitglieder treten auf als Lehrer der Jugend, als Bußprediger, als Handelsleute, Heidenbekehrer, als Beichtväter der Fürsten, als Staatsmänner. In ihren Schulen täuschen sie durch äußeren Schein. Dieselben bieten ihnen Gelegenheit, nicht nur die Grundsätze des Ordens zu verbreiten, sondern auch Zöglinge sür den Orden zu bilden und zu gewinnen. Sie sehen dabei nicht bloß auf körperliche und geistige Tüchtigkeit, sondern auch auf vornehme Herkunft und Reichtum ; denn der Novize muß feine Güter und Erbanfprüche dem Orden überlassen. Eine bedeutende Macht erlangten die Jesuiten als Seelsorger und Beichtväter bei den Fürsten, den vornehmen Ständen und dem Volke; ihre feinen Sitten, ihre Gewandtheit und Klugheit, ihre gefällige Moral, welche niemals ein geängstigtes Gewissen im Stiche

8. Geschichte der Neuzeit - S. 401

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 41. Die Frauen im dritten Zeitraum. 401 glückte viele Tausende und rettete sie vor dem Hungertode. Frauen leiteten und verwalteten die Speise- und Unterstützungsanstalten, spürten verschämte Notleidende auf und unterzogen sich willig dem Geschäfte des Kochens und Verteilens der Speise. Um so manchem armen Staatsbürger die Mittel zu verschaffen, ohne Verletzung des Ehrgefühls sein Leben nicht nur zu fristen, sondern auch nützlich hinzubringen, errichtete Katharina überall Arbeitsanstalten; denn Arbeit verschaffen, sagte sie, hilft mehr als Almosen geben. In dieser Absicht gründete sie in dem traurigen Notjahre 1817 eine Warenhalle zu Stuttgart, welche den Arbeiten verschämter Armen und den Geschenken wohlthätiger Frauen und Mädchen eröffnet ward. Die angesehensten Frauen aus den höheren Ständen besorgten persönlich den Verkauf. Eine Sparkasse trat in Verbindung mit dem Wohlthätigkeitsverein und gab den Armen Gelegenheit, einen Sparpfennig für Zeiten der Not anzulegen. Vor allem jedoch strebte Katharina danach, ihre Unterthanen sittlich und geistig zu heben. Dies Verlangen rief eine musterhafte Armenschule ins Leben, in welcher an 400 Kinder dem Müßiggänge und dem Laster entrissen wurden. Mit unendlicher Liebe überwachte die edle Fürstin ihre Anstalt, besuchte dieselbe täglich und half und ermahnte liebreich, wo es Not that. Sie kannte die Kinder mit Namen, beobachtete ihre Fortschritte und ermunterte sie zum Guten. Ihre letzte Schöpfung war die Gründung des berühmten Katharinen st iftes, einer höheren Mädchenschule, welche im August 1818 zu Stuttgart eröffnet wurde. Durchdrungen von der Überzeugung, daß das weibliche Geschlecht im häuslichen Kreise seine volle Bestimmung durch Natur und Herkommen angewiesen finde, sorgte sie für eine diesem hohen Berufe entsprechende geistige und sittliche Ausbildung. Die Religion, welche ihr selbst Sache des Herzens und Bedürfnis war, sollte die nie versagende Stütze sein, welche die Töchter auf ihrer Wanderung durch das Leben begleiten und beschützen müsse. Leider war der seltenen Fürstin und edlen Wohlthäterin ein langes Leben nicht beschieden; schon im 30. Jahre endete sie ihre gesegnete irdische Laufbahn, um in den Herzen aller, welche ihr beglückendes Wirken zu würdigen wissen, ein unsterbliches Denkmal zu hinterlassen. 9. Die Fürstin Pauline von Lippe-Detmold. Jngleicher Weise wirkte die Fürstin Pauline von Lippe-Detmold, eine geborene Prinzessin von Bernburg. Sie hatte sich in ihrem 27. Jahre nach eigener Wahl mit dem regierenden Fürsten von Detmold 1796 vermählt, verlor aber schon 1802 ihren Gemahl durch den Tod. Pau- Cassians Weltgeschichte. Iii. 5. Aufl. v. Ph. Beck. 26

9. Geschichte der Neuzeit - S. 75

1887 - Wiesbaden : Kunze
3, 4. England im Zeitalter der Reformation. 75 betbuch (Common prayer book), welches die liturgische Seite des Gottesdienstes ordnete, ward aus alten Meßbüchern zusammengestellt. Nachdem das Parlament die Bestätigung erteilt hatte, nötigte Elisabeth sowohl die Diener der Kirche wie die des Staates, durch den Suprematseid die getroffene Kirchenordnung anzuerkennen. Der größte Teil des englischen Volkes war mit dieser Einrichtung des Gottesdienstes zufrieden; ein kleinerer Teil verlangte eine durchgreifende Reinigung im Geiste Calvins, Gleichheit der Geistlichen unter einander und die Führung des Kirchenregiments durch Presbyter, d. i. Älteste. Diese letzteren, die Reformierten Englands, nannte man Puritaner oder Presbyterianer, während die englische Kirche wegen Beibehaltung der Bischöfe die bischöfliche oder Episkopalkirche genannt wurde. Auch in Irland führte Elisabeth die anglikanische oder Staatskirche ein. Neben England bestand damals Schottland als ein selbständiges Königreich, über welches Maria Stuart herrschte. Ihr Großvater Jakob Iv. hatte Heinrichs Viii. Schwester Margareta geheiratet. Gleichsam als wollte das Schicksal die unglückliche Maria schon in der Wiege verfolgen, verlor sie, erst acht Tage alt, ihren Vater, Jakob V. 1542, der ihr das Reich hinterließ. Es entstanden Unruhen in Schottland, und die besorgte Mutter, Maria Guise, führte 1547 ihre fünfjährige Tochter nach Frankreich, wo sie bei Hose erzogen wurde (§. 7, 13). Kaum 16 Jahre alt, vermählte sie sich dort mit dem Dauphin und späteren König Franz Ii., welcher aber schon 1560 starb. Auch ihre Mutter, welche bisher die Regierung in Schottland geführt hatte, starb bald darauf, und nun kehrte Maria mit großem Schmerze von dem ihr teuer gewordenen Frankreich 1561 nach Schottland zurück. Sie war eine schöne und sehr gebildete Frau. Ihr Äußeres hatte etwas ungemein Liebliches und Gewinnendes; sie hatte dunkles Haar, lebhafte dunkle Augen,, eine imposante Gestalt und anmutige Manieren, welche sie sich am Hofe Katharinas von Medicis in Paris angeeignet hatte. In Schottland hatte die Lehre Calvins feit 1542 besonders durch den Eifer des unermüdlichen Johann Knox tiefe Wurzeln gefaßt. Dieser kühne, redliche und kräftige Priester hatte durch feine Predigten das Volk so aufgeregt, daß es in blinder Glaubenswut sich durch Zerstörung der Kreuze, Heiligenbilder, Klöster rc. hervorthat. Als Maria Stuart die neue Lehre gewaltsam unterdrücken wollte, war es bereits zu spät. Dies sah niemand lieber als Elisabeth; sie haßte in Maria die Thronberechtigte, die Katholikin und das schöne

10. Geschichte der Neuzeit - S. 85

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 4. Deutschland nach dem Augsburger Religionssrieden. 85 Kirchen einreißen, die Bibelübersetzungen verbrennen und Kapuziner ins Land kommen. Durch diesen Erfolg angefeuert, begann auch der Bischof von Wien, Melchior Clesel, gegen die Protestanten zu wirken und fand eine Stütze an dem Erzherzog Matthias, dem Statthalter der östreichischen Länder. Doch mußte man sich vorerst noch mit der Schließung einzelner Kirchen begnügen; denn der protestantische Adel Östreichs stand ihm zu mächtig gegenüber. In der freien Reichsstadt Donauwörth war der größere Teil der Einwohner protestantisch; doch hatte sich ein Mönchskloster erhalten, dem seit 1555 öffentliche Prozessionen nicht mehr gestattet waren. 1605 hielten demungeachtet die Mönche einen feierlichen Umzug durch die Stadt. Als der Stadtrat sich dagegen verwahrte, verklagte ihn der Bischof von Augsburg beim Reichshofrat, und dieser erklärte die Stadt für straffällig. Nun ordnete das Kloster eine zweite Prozession an. Das Volk störte dieselbe, trat die Fahnen in den Kot und mißhandelte die Mönche. Auf Maximilians Drängen wurde sofort die Acht gegen die Stadt verhängt und ihm selbst, obwohl Donauwörth zum schwäbischen Kreise gehörte, die Vollstreckung übertragen. Maximilian besetzte mit seinen Truppen die Stadt, verjagte die protestantischen Prediger und stellte die katholische Lehre wieder her. Die Stadt verlor ihre Reichsfreiheit und blieb unter bayrischer Hoheit (1607). Besonders thätig aber waren die Jesuiten in Ingolstadt, das für die Reaktion werden sollte, was Wittenberg für die Reformation geworden war. Sie bemächtigten sich der Leitung der dortigen Universität, von der aus die Unterdrückung der evangelischen Kirche und die Verbreitung des Ordens mit unglaublichem Erfolg betrieben wurde. Unter Rudolf Ii. wußten sie namentlich den Reichshofrat in Wien und das Reichskammergericht mit ihren Anhängern zu besetzen, damit in streitigen Fällen gegen die Protestanten entschieden würde, und regten katholische Fürsten an, gewaltsame Maßregeln und Bedrückungen gegen ihre protestantischen Unterthanen vorzunehmen. Als deshalb 1608 auf dem Reichstage zu Regensburg die protestantischen Stände*) Beschwerde führten und eine neue Bestätigung des Augsburger Religionsfriedens forderten, wurde *) Leider hatten sich dieselben schon seit einiger Zeit in zwei Lager gespalten. Bremen, Kurpfalz, Baden, Anhalt, Hessen-Kassel und später auch Kurbrandenburg waren von Luthers Lehie zum Calvinismus übergetreten. Die Kräfte der Reformation spalteten sich geiade in einer Zeit, wo bec gemeinschaftliche Feind einträchtig zusammen wirkte.
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